WIR sind gemeinsam!
Bereits in meiner Kindheit musste ich früh Verantwortung übernehmen. Andere zu unterstützen, ihnen zu helfen, das war für mich schon immer eine Selbstverständlichkeit. Ich wollte es allen recht machen, um geliebt und anerkannt zu werden.
Dabei bin ich nicht selten über meine Grenzen hinaus gegangen. Irgendwann war dann der Akku leer. Ich wurde depressiv und hatte mit Angst- und Panikattacken zu kämpfen. Das war sehr belastend. Anfangs konnte ich nicht damit umgehen.
Der Weg zu einem Neurologen war unumgänglich. Er diagnostizierte eine akute Belastungsreaktion. Ich wurde mit Medikamenten eingestellt. Ich bekam eine Kur verordnet, welche mir sehr geholfen hat. In der Klinik hatte ich zum ersten Mal die Zeit und die Ruhe, um mich intensiv mit mir und meinen Ängsten zu beschäftigen. Dabei war der Austausch mit den anderen Patienten sehr wichtig und tat gut.
Um weiterhin stabil zu bleiben, schloss ich mich nach meiner Rückkehr einer Selbsthilfegruppe (SHG) bei REKIS Cottbus an. Bei dem ersten Besuch war ich sehr emotional. Aber niemand hat mich ausgelacht oder abgelehnt. Alle konnten genau nachvollziehen, wie es mir ging. Das tat unendlich gut.
Jetzt hätte alles gut sein können. Aber im Jahr 2012 wurde bei meinem Mann die Diagnose Parkinson festgestellt. Das war ein Schock und hat unser Leben verändert. Aber ich hatte ja bereits gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. So konnte ich meinen Mann schließlich davon überzeugen, die SHG Parkinson zu besuchen. Dorthin gehen wir jetzt seit einigen Jahren und sind sehr dankbar für den Austausch untereinander. Dadurch haben wir gelernt, die Krankheit nicht mehr als Feind, sondern als „Freund“ zu sehen.
Seit kurzem leite ich die Gruppe. Meine Vorgänger Fam.Heyne, hatten über viele Jahre hinweg eine tolle Arbeit geleistet. Ich möchte Betroffene und Angehörige motivieren, sich der Diagnose zu stellen. Es gibt immer einen Weg.
Michaela Johne
Leiterin Selbsthilfegruppe „Parkinson“, Rekis Cottbus