Mit mehr Achtsamkeit durchs Leben.
Meinen ersten Schlaganfall hatte ich fast unbemerkt 2013. Damals war ich wegen unspezifischen Schmerzen in den Beinen beim Neurologen und es wurde festgestellt, dass ich, wohl unbemerkt, einen leichten Schlaganfall hatte. Ich wurde medizinisch gut betreut und man bereitete mich darauf vor, dass ich einen oder mehrere weitere Schlaganfälle zu befürchten hätte.
2 Wochen später, kurz vor meinem 70. Geburtstag passierte es dann: Ich lag am Morgen bewusstlos vor meinem Bett. Meine Nachbarin hat mich gefunden. Ich habe keine Erinnerung mehr daran, was genau passiert ist.
Im Krankenhaus habe ich mich dann mit anderen Betroffenen ausgetauscht und bemerkt, wie wichtig der Austausch ist. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie essenziell es ist Trost zu spenden, damit die Hoffnung bestehen bleibt. Denn ohne Hoffnung keine Lösung.
Mir selbst ging es nach den Schlaganfällen recht schnell wieder besser. Ich habe nur noch ab und zu Gleichgewichtsstörungen und manchmal Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis.
Da ich ein spontaner Mensch bin und durch meine langjährige Tätigkeit als „grüne Dame“ in Krankenhäusern schon Erfahrung in der Begleitung von Menschen in Krisen habe, gründete ich kurzentschlossen 2Tage vor meinem Geburtstag eine Selbsthilfegruppe bei REKOSI in Lauchhammer. Die Gründung der Selbsthilfegruppe kam mit Unterstützung des Klinikums Niederlausitz Senftenberg und der Hilfe Professor Reinhardts und Dr. Müllers zustande.
Die Leiterin Von REKOSI, Manuela Krengel, hat mich dabei auch sehr gut unterstützt.
Gestartet sind wir mit 7 Teilnehmern. Mittlerweile sind wir achtzehn. Das was wir in der Gruppe machen hat mit „Stuhlkreis“ wenig zu tun. Wir informieren uns durch organisierte Vorträge über Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit, machen gemeinsame Ausflüge, Mobilitätstraining und benutzen bei unseren Treffen verschiedene psychologische Tools um uns zu stärken. Natürlich darf auch gejammert werden, denn das ist ein wichtiges Ventil. Aber nur 3 Minuten. Danach konzentrieren wir uns wieder auf das Positive und erarbeiten Lösungsansätze. Derzeit starten wir unsere Gruppentreffen immer mit einem Gedicht.
Mir ist es wichtig durch die Gruppe Lebensfreude zu vermitteln. Keiner soll alleine im stillen Kämmerlein bleiben. Außerdem engagiere ich mich dafür, dass es in den Krankenhäusern mehr Unterstützung für Angehörige gibt. Denn die Angehörigen stehen oft ganz plötzlich vor einem riesigen Berg und wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Dazu tausche ich mich auch mit der Uni Dresden aus. Schön wäre es, wenn es noch mehr „Schlaganfalllotsen“ in den Krankenhäusern gäbe.
Die Arbeit mit meiner Gruppe macht mir großen Spaß und ich versuche, auch durch Aufklärung, die Situation von Schlaganfallpatienten und deren Angehörigen zu verbessern so gut ich kann. Das ist eine schöne und sinnvolle Aufgabe.
Heide-Christel Hornig
Leiterin der Selbsthilfegruppe Schlaganfall-Betroffene und Angehörige bei REKOSI Lauchhammer